Ist grüner Tee eine Hilfe gegen Darmentzündungen?

Susanne In der Smitten, DCCV, AWMF Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

07.05.2007

DCCV e.V. verleiht Forschungsstipendium "Komplementärmedizin bei CED" an Wissenschaftlerin aus Münster.

Leverkusen, 5. Mai 2007. Sabine Westphal hat ein großes Ziel: Sie möchte aus Extrakten des grünen Tees ein natürliches und nebenwirkungsarmes Medikament gegen chronische Darmentzündungen entwickeln. Dies wird von der Deutschen Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) e.V. nun mit einem Forschungsstipendium in Höhe von 20.000 Euro unterstützt.

Die feierliche Verleihung erfolgte am Samstag, 5. Mai, im Rahmen der Eröffnung der Jahrestagung der DCCV in Tübingen. Herr Lümmen als Vorsitzender und Frau Kaltz, stellvertretende Vorsitzende und Leiterin des Ressorts Wissenschaft, betonten die große Nachfrage der Patienten nach komplementärmedizinischen Angeboten und Methoden, die die Schulmedizin ergänzen können. Und Dr. Friedrich Dreher (Rottenburg) hob als Laudator hervor, dass die promovierte Stipendiatin über einen breiten Kenntnisschatz in den Bereichen Chemie, Zellbiologie und Phytotherapie verfüge, der eine hervorragende Ausgangsbasis für das Forschungsvorhaben darstelle.

Dreher hatte auch die Jahrestagung organisiert, die ganz im Zeichen des 25jährigen Bestehensjubiläums der Selbsthilfevereinigung stand. Auch in der Zukunft werden die Aktivitäten der Selbsthilfe von größter Bedeutung bleiben, denn trotz jahrzehntelanger Forschung sind die Ursachen der chronischen Erkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa noch weitgehend unbekannt. Die Therapie beschränkt sich daher bislang auf die Linderung der Symptome. Zu diesen gehören insbesondere Bauchschmerzen, häufige und teils blutige Durchfälle, Gewichtsabnahme und allgemeine Erschöpfungszustände. Auswirkungen auf andere Organe, insbesondere die Leber, die Knochen und Gelenke, die Augen und die Haut können hinzukommen. Nicht zu vernachlässigen sind die seelischen Belastungen durch vielfältige Einschränkungen im alltäglichen Leben.

Dr. Sabine Westphal, wissenschaftliche Angestellte am Universitätsklinikum Münster, wird in den kommenden zwei Jahren zunächst an Mausmodellen untersuchen, wie EGCG, ein Extrakt des grünen Tees, auf Darmentzündungen wirkt. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei dem Einfluss auf Sauerstoffradikale, auf die Bildung von Entzündungseiweißen, auf den programmierten Zelltod von Zellen der Darmschleimhaut und auf die Zusammensetzung der Darmflora mit unterschiedlichen Bakterien. Sollten sich hier positive Effekte zeigen, könnte der Wirkstoff zu einem Medikament für Menschen weiterentwickelt werden.

Wissenschaftliche Zusammenfassung des Forschungsvorhabens "Epigallocatechin-3-gallat (EGCG), ein Catechin des grünen Tees (Camellia sinensis L. Ktze. (Theaceae)) als mögliches Therapeutikum chronisch entzündlicher Darmerkrankungen"

Die Ursachen chronisch entzündlicher Darmerkrankungen, zu denen der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa zählen, sind noch weitgehend unbekannt. Eine genetische Disposition in Kombination mit dem Einwirken von Umweltfaktoren scheinen jedoch in der Krankheitsentstehung entscheidend zu sein. Große Fortschritte wurden in den letzten Jahren bei der Aufklärung der Zusammenhänge zwischen der komplexen intestinalen Flora und dem Auftreten chronisch entzündlicher Darmerkrankungen gemacht. Ebenso wurde die Rolle reaktiver Sauerstoffspezies als mögliche Ursache chronisch entzündlicher Darmerkrankungen in jüngster Zeit erkannt.

Die bestehenden Therapiekonzepte zur Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen haben trotz guter Wirksamkeit noch immer teils gravierende Nachteile. Zum einen führen aggressive Immunsuppressionen zu spezifischen Komplikationen, zum anderen weisen immer mehr Patienten allergische Reaktionen speziell gegen die neu entwickelten sogenannten Biologika auf. Viele Patienten wünschen sich deshalb neuartige Wirkstoffe, die weitaus weniger Nebenwirkungen als bestehende Medikamente, aber gleiche Wirksamkeit aufweisen. Insbesondere naturheilkundliche Therapieoptionen sind in den Fokus des Interesses gelangt. Auf dem Gebiet der alternativen Behandlungsmöglichkeiten der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen nimmt die Phytotherapie eine Schlüsselstellung ein. Teecatechine und insbesondere das EGCG (Epigallocatechingallat) des grünen Tees (Camellia sinensis L. Ktze. (Theaceae )) bieten sich als mögliche Therapeutika an, da sie über ein hohes antioxidatives Potential verfügen sowie immunmodulatorische und anti-inflammatorische Eigenschaften aufweisen.

Das geplante Forschungsvorhaben soll das therapeutische Potential des EGCG zur Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen evaluieren. Besonderes Augenmerk soll hierbei darauf gelegt werden, welchen Einfluss das EGCG auf die Produktion reaktiver Sauerstoffspezies und die intestinale Flora hat und welche immunmodulatorische Potenz das EGCG besitzt.

Kontakt:
Susanne In der Smitten, Tel. 0214/87608-12, Fax: 0214/87608-88; Email: ssmitten@dccv.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft e.V