Abnehmen mit weißem Tee?

Viele Menschen kämpfen mit ihrem Übergewicht und blicken gespannt und hoffnungsvoll auf jedes neue Präparat und jede neue Ernährungsform, die nun endlich dabei behilflich sein soll, die ungeliebten Pfunde zum Schmelzen zu bringen. Nur allzu groß ist die Bereitschaft, alles auszuprobieren, wenn es nur ein wenig Erfolg im Kampf gegen das Übergewicht verspricht. Leider beschränken sich die Erfolge häufig auf den Kontostand des Anbieters und es macht sich erneut Enttäuschung breit. Wer schon häufiger auf diese Weise zum Opfer leerer Versprechungen geworden ist, entwickelt daher mit der Zeit ein gesundes Misstrauen gegen alle gewichtsreduzierenden Neuerungen.

Hier soll nun einmal die Wirkung des weißen Tees auf den menschlichen Stoffwechsel betrachtet werden, dessen fettverbrennender Effekt seit einiger Zeit angepriesen wird. Nach einem Bericht im BioMED Central’s Open Access Journal soll eine Studie mit weißem Tee zu dem Ergebnis geführt haben, dass er die Bildung von Fettzellen behindert und zusätzlich den Abbau der vorhandenen Fettzellen begünstigen soll. Zu diesem Zweck wurde ein Weißtee-Extrakt angewendet.

Untersuchung im Auftrag der Beiersdorf AG

Inhalt der Untersuchung, die das deutsche Unternehmen Beiersdorf AG in Auftrag gab, war die Wirkung eines Weißtee-Extraktes, das aus der Camellia Sinensis, einer typischen Teepflanze, gewonnen wurde. Im Rahmen der Studien wurden die Vorläuferzellen menschlicher Fettzellen, die sogenannten Präadipozyten, entnommen und im Labor kulturviert. Grundlage dieses Versuchs war die Erkenntnis, dass sich menschliche Fettzellen nicht, wie ursprünglich einmal angenommen wurde, mit der Zeit lediglich vergrößern, sondern dass sich aus diesen Vorläuferzellen dann neue Fettzellen entwickeln, wenn sie einen entsprechenden genetischen Anstoß erhalten. Erst dann können sie Fett einlagern und sich vergrößern.

An dieser Stelle setzten die Untersuchungen mit dem Weißtee-Extrakt an. Die Präadipozyten, also die Vorläuferzellen der Fettzellen, wurden mit dem Extrakt behandelt und es zeigte sich, dass sie im Verlauf ihrer Entwicklung weniger Fett einlagerten, als unbehandelte Zellen. Zudem wurde deutlich, dass sich weniger Präadipozyten überhaupt zu Fettzellen entwickelten. Daraus schloss man, dass die Bildung des zur Fettzellenentwicklung notwendigen Gens durch den Weißtee-Extrakt behindert wird.

Eine weitere Erkenntnis, die aus der Untersuchung gezogen werden konnte, war die, dass sogar die bereits herangereiften Fettzellen in einem größeren Umfang Fett abbauten. Man erkannte das anhand der beobachteten stärkeren Aktivität von fettabbauenden Lipiden und des ebenfalls festgestellten Anstiegs von Triglycerin, das immer dann vermehrt auftritt, wenn es zu einem erhöhten Fettabbau kommt.

Polyphenol und Methylxanthin im Weißtee-Extrakt

Polyphenol und Methylxanthin sind neben Epicallotechin-3-Gallat Wirkstoffe, die ausschließlich in den Knospen und den jungen Trieben der Pflanzen enthalten sind, aus deren Blättern später in einem höheren Reifegrad schwarzer und grüner Tee hergestellt wird. Weißer Tee wird aus diesen jungen Pflanzenteilen gewonnen und ist somit von allen Teesorten dem geringsten Einfluss durch Pflanzenwachstum und weitere Behandlungen ausgesetzt. Daher enthält er die Pflanzenstoffe, die in anderen Teesorten nicht mehr nachweisbar sind, die aber durchaus die körperliche Zellentwicklung beeinflussen können. Das Forschungsteam schließt daraus, dass diese Stoffe die Lipide im menschlichen Organismus und den Fettabbau in den Fettzellen aktivieren können. Außerdem sollen sie dafür verantwortlich sein, dass Vorläuferzellen daran gehindert werden, zu neuen Fettzellen zu reifen.

Schon früher sagte man in China dem weißen Tee nach, dass er viele positive Einflüsse auf den menschlichen Organismus haben soll. Er ist bekannt für seinen angenehmen Geschmack und seine stimulierende Wirkung. Schon seit mehreren tausend Jahren werden in China Tumore, Abszesse, Blasenbeschwerden, Lethargie, Arteriosklerose, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie viele andere Beschwerden mit diesem besonderen Tee behandelt, der ursprünglich einmal nur dem Kaiser von China vorbehalten war. Es wird ihm sogar nachgesagt, dass er den Alterungsprozess aufgrund seines Gehalts an Antioxidantien verlangsamen soll.

Die Knospen und jungen Triebe der Teepflanzen, die für den Weißtee verwendet werden, sammelt man von Hand ausschließlich im Frühjahr und nur am frühen Morgen. Die sehr behutsame Verarbeitung des Tees und der besondere Lichteinfall zur Erntezeit sollen dafür verantwortlich sein, dass er seine wichtigen Inhaltsstoffe nicht verliert. Seinen Namen verdankt der weiße Tee zum einen dem weißen Flaum, den die Knospen zur Erntezeit tragen, zum anderen aber auch seiner Farbe im aufgebrühten Zustand.

Neue Hoffnung für Übergewichtige?

Ob der weiße Tee nun tatsächlich Anlass zu neuer Hoffnung gibt, darüber bestehen noch keine gesicherten Erkenntnisse, wenn auch die ersten Forschungsergebnisse darauf hindeuten. Die Mitglieder der Forschungsgruppe um Marc Winnefeld sind aufgrund des Ergebnisses ihrer Untersuchung positiv gestimmt und hoffen ein natürliches Mittel entdeckt zu haben, mit dem man dem Zivilisationsproblem „Übergewicht“ erfolgreich begegnen kann.

Eines jedenfalls ist sicher. Der Genuss von weißem Tee ist gesünder, als der Konsum von gesüßten Erfrischungsgetränken und ist nicht mit negativen Nebenwirkungen verbunden. Weißer Tee ist nicht deutlich teurer, als Grün- oder Schwarztee. Das weckt schon einmal nicht den Eindruck, als wolle hier wieder einmal jemand auf Kosten von Menschen, die unter ihrem Übergewicht leiden, ein Geschäft machen. Was spricht also dagegen, die Untersuchungen der Forschungsgruppe am eigenen Körper fortzusetzen?

Quellen:
White Tea extract induces lipolytic activity and inhibits adipogenesis in human subcutaneous (pre)-adipocytes
Weißer Tee wirkt auf Fettzellen ein